In Kürze: Krimis, Essays, eine Autobiografie, Science Fiction … inkl. Erkenntnis, was passiert, wenn man ein Stanitzl aufbeißt.

Schmackhaftes Buch

Die Wiener Küche ist eine Mischung  von Speisen aus Tirol, Ungarn,

Frankreich, Polen,  Spanien … und ist selbst dann schmackhaft, wenn bloß darüber geschrieben wird – von  Historikerin Ingrid Haslinger, die verrät, wie Backhendln  1840 zubereitet wurden. Auch in den 27 Bierhäusern, die es 1701 gab, schaut sie vorbei. Eindeutig das Buch der Woche.

Ingrid Haslinger:
„Die Wiener Küche“
Mandelbaum Verlag.
372 Seiten.
28 Euro.

KURIER-Wertung: **** und ein halber


Stern

 

Sorge um den Serienhelden


So
  gern man  den Ex-Elitesoldaten hat, wenn er durch Amerika geistert: Im 19. Buch der Serie ist die Sorge mehr als berechtigt, dass Jack Reacher zum 08/15-Helden verkommt – wie es in  Verfilmungen mit Tom Cruise längst der Fall ist. „Im Visier“   heißt der Thriller, in dem beim G8-Gipfel ein Attentat auf Frankreichs Präsidenten befürchtet wird.

Lee Child: „Im Visier“
Übersetzt von Wulf Bergner.

Blanvalet
Verlag.
416 Seiten.
20,60 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

 

Es gluckert der Lurch

Hape Kerkeling kann lustig sein.  Singen darf er jedenfalls nicht. Schreiben soll er unbedingt. Wobei seine Kolumnen für die Zeitschrift Gala vor allem für jene sind, die Unnötiges über Stars und Sternchen lesen wollen; und nichts gegen Aufschreie haben wie: Mein Schwein pfeift! Mein Hamster bohnert! Gleich gluckert auch noch der Lurch!

Hape Kerkeling:
„Frisch hapeziert“
Piper Taschenbuch.
176 Seiten.
11,40 Euro.

KURIER-Wertung: ***

 

Für den Frieden und sich selbst

Wenn der Schriftsteller David Grossman aus Jerusalem für den Frieden zwischen Israel und den Nachbarn schreibt und ruft und demonstriert, so  tut er es, um – die Welt zu verändern? Um sich selbst NICHT zu verändern! Und weil der Frieden absolut notwendig ist. Die Reden und Essays des 64-Jährigen haben Kraft und vermeiden es, verzweifelt zu sein.

David Grossman:
„Eine Taube erschießen“
Übersetzt von Anne Birkenhauer.

Hanser
Verlag.
128 Seiten. 18,50 Euro.

KURIER-Wertung: ****

 

Wolle windet sich um Wunden

Das Wort „Vergewaltigung“ ist nicht zu finden, dass es um dieses Trauma eines Mädchens geht, ist von Anfang an klar. Die englische Krankenschwester Emma Glass legt in ihrem ersten Roman  das Augenmerk zu sehr auf sprachliche Spiele.Klebrig nasse Wolle windet sich um Wunden, die Knochen summen  usw. Die Übersetzerin leistete Übermenschliches.

Emma Glass:
„Peach“
Übersetzt von Sabine Kray.
Edition Nautilus.
128 Seiten. 20,50 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

 

In die Gemälde flüchten

Was man im Kunsthistorischen Museum alles sehen kann! Der Wiener Autor Hanno Millesi ist  Kunsthistoriker, das  baut er fantastisch ein, wenn sich Besucher gewissermaßen in Gemälde flüchten. Im Foyer gibt es Terroralarm, Kinder im Museum müssen abgelenkt werden.  Aber in den Bildern steckt genauso Terror. Der Roman ist geschriebene bildende Kunst.

Hanno Millesi:
„Die vier Weltteile“
Edition Atelier.
152 Seiten.
18 Euro.

KURIER-Wertung: ****

 

Was ein Stanitzl alles kann

Sommer: Der vierte UND LETZTE „Jahreszeit“-Band des Norwegers.  Knausgård erklärt seiner jüngsten Tochter diesmal, dass man ein Stanitzel mit Eis unten aufbeißen kann, „wodurch ein Loch entsteht, durch das die Möglichkeit besteht, das Eis zu saugen.“ Man merkt, er will dem Leben nahe kommen. Auch bei Makrelen und beim Rasengießen kennt er sich aus.

Karl Ove Knausgård:  „Im Sommer“
Mit Aquarellen von Anselm Kiefer. Übersetzt von Paul Berf.
Luchterhand Verlag.
496 Seiten. 24,70 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

 

Eine vergessene Weltreisende

Alma M. Karlin war in den 1920ern, 1930ern eine berühmte Reiseschriftstellerin. Wieder eine Vergessene … deren Autobiografie  68 Jahre nach dem Tod erscheint. Lähmungen hatte sie als Kind, einen Wasserkopf – und … „Ein Mensch wird“ … Eine Weltreisende wurde. Zu lesen auch als Unterstützung, damit man trotz Unglück nicht zusammenknickt.

Alma M. Karlin:  „Ein Mensch wird“
Herausgegeben und mit einem
Nachwort von Jerneja Jezernik.
AVIVA Verlag.
300 Seiten. 20,60 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

 

Auf der Erde ist Kaffee besser

Science Fiction-Krimi von Andy Weir, der den  „Marsianer“ geschrieben hat. Den Mega-Bestseller, von Ridley Scott mit Matt Damon verfilmt. Kennt man ihn nicht, hat man mehr von „Artemis“, dann ist der Sound  neuartig. Die erste  Siedlung auf dem Mond. Eine kleine  arabische  Schmugglerin gerät in ein großes Verbrechen, und  warum der Kaffee da oben scheußlich schmeckt, wird erklärt.

Andy Weir:
„Artemis“
Übersetzt von Jürgen Langowski.
Heyne Verlag.
432 Seiten. 15,50 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

 

World of Warcraft hilft

Diese Polizisten sind alle auf dem Abstellgleis, und ihr Kommissariat ist deshalb derart schlecht ausgestattet, dass Phantombilder im ComputerspielWorld of Warcraft“  zusammengestellt werden müssen. Aber glaube niemand, hier werde Slapstick geboten! Der Krimi mit den auf der Straße Hingerichteteten meint es ernst, nur die handelnden Personen sind (höchst angenehm) etwas anders.

Sophie Hénaff:
„Das Revier der schrägen Vögel“
Übersetzt von Katrin Segerer.
Carl’s books.
320 Seiten.  15,50 Euro.

KURIER-Wertung: ****

 

Jazzmusiker als Detektiv

Obwohl Montmartre groß im Titel steht,  wird man  das romantische Viertel wenig zu spüren bekommen. Vögel, die im fließenden Wasser im Rinnstein baden und sich aufplustern, naja, die gibt’s auch z.B. in …  Bad Kleinkirchheim. Gut ist, dass ein Jazzmusiker ermittelt. Im Kellerlokal, in dem er auftritt, liegt eine tote Sängerin, die eigentlich eine andere ist. Jede(r) hier ist irgendwie seltsam.

P.B. Vauvillé:
„Dunkle Nächte auf Montmartre
Übersetzt von Yvonne Eglinger und Maja Ueberle-Pfaff. Atlantik Verlag.
288 Seiten.16,50 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

 

Mehr als Kreidestriche

Der britischen Autorin  kamen Kreidemännchen, auf den Gehsteig gezeichnet, abends immer unheimlich vor. Damit hatte sie die Idee für den Thriller, der mehr zu bieten hat als die gestrichelte Spur zu einer Leiche. (Alzheimer etwa.) Sommerferien in einer Kleinstadt, ein Zwölfjähriger erzählt. Dass Stephen King begeistert ist, ist klar. Sein „Stand by Me“ hat eine ähnliche Ausgangsposition.

C. J. Tudor:
„Der Kreidemann“
Übersetzt von Werner Schmitz.
Goldmann Verlag.
384 Seiten. 20,60 Euro.

KURIER-Wertung: ****