Rechtsstreit als Verzögerungstaktik nach dem Abbruch-Stopp des Restaurant Sperl.

Wo bis vor Kurzem noch traditionelle Wiener Küche kredenzt wurde, frisst sich jetzt Wasser in die Wände. Das Restaurant Sperl in der Karolinengasse wurde vor wenigen Wochen an eine Immobiliengruppe verkauft. Als die neuen Eigentümer davon Wind bekamen, dass aufgrund einer Novelle im Baurecht Gründerzeithäuser bald nur mehr unter erschwerten Bedingungen abgerissen werden dürfen, begannen in einer Nacht- und Nebelaktion die Abbrucharbeiten. Zwar wurden die nur kurze Zeit später von der Baupolizei (MA37) wieder gestoppt, das Haus könnte aber jetzt quasi ein Opfer der Judikatur werden.

Durch die jüngste Novelle in der Wiener Bauordnung ist die MA19, die Abteilung für Architektur und Stadtgestaltung, dazu verpflichtet, die Erhaltenswürdigkeit des Gebäudes einzustufen. Zur Freude vieler Anrainer und der Wiedener Grünen wurde das ehemalige Sperl-Haus für erhaltenswürdig erklärt. Eigentlich müssten damit jetzt Sanierungsarbeiten beginnen. Die Besitzer dürften es aber auf einen
Rechtsstreit
mit der Stadt ankommen lassen.

Baupolizei beruhigt

„Jetzt ist niemand mehr auf der Baustelle und man kann zuschauen, wie das Haus langsam durch die Witterung zerstört wird“, sagt Bezirksvorsteher-Stellvertreterin

Barbara Neuroth
. Die Grüne befürchtet, dass die Eigentümer den Rechtsstreit lange hinziehen wollen, damit das Haus langsam verfällt und schlussendlich nicht mehr erhalten werden kann.

Die Baupolizei kann die Sorgen der Grünen auf KURIER-Anfrage verstehen. Gleichzeitig beruhigt man aber: „Auf der Baustelle ist alles ordnungsgemäß, das wird laufend kontrolliert. Das Dach wurde geflämmt, damit keine Feuchtigkeit in die Bausubstanz eindringen kann und außerdem wurden Rohre gelegt, die das Wasser ableiten“, sagt

Daniel Benyes
, Sprecher der zuständigen Stadträtin Kathrin Gaal (SPÖ).


Die Grünen
hoffen, dass die Fassade des Hauses in der Karolinengasse erhalten bleibt. Modernisierungen steht man aber durchaus offen gegenüber, sagt Manfred Itzinger, stellvertretender Vorsitzender des Bauausschusses in Wieden: „Wenn das Haus aufgestockt wird, kann das durchaus seinen Reiz haben. Es geht uns auch darum, leistbare Mietwohnungen zu schaffen. Wir hoffen, das wird hier der Fall sein.“