Manch Großartiges kriegt keine Subvention, manch Versmoktes Millionen und spontan geht einmal gar nix: seltsame Kulturlandschaft.

Der Kultursommer ist angebrochen – und manchmal fragt man sich direkt (ketzerisch), was all diese großartigen Schauspieler und Musiker beiderlei Geschlechts eigentlich das restliche Jahr so tun. Noch interessanter aber ist die Frage, wer Subventionen erhält und wer nicht. Fast keine bekommen hat zum Beispiel


Paulus Manker
, dessen „Letzte Tage der Menschheit“, aufgeführt in der „Serben-Halle“

in


Wiener Neustadt
, DAS Theaterereignis des Jahres ist.

Manker macht die von


Karl Kraus
geschilderte Kriegsbegeisterung, die brutale Bösartigkeit (kann sie nicht heute auch wieder ausbrechen?), die Ernüchterung und das Sterben im Ersten Weltkrieg fühlbar.

Nein, sympathisch ist der Theatermacher nicht. Es ist daneben, pauschal über „Dreckskerle“ in der Regierung herzuziehen. Aber sind nicht auch Thomas Bernhard, Claus Peymann und gar Karl Kraus den Leuten auf die Nerven gegangen, waren/sind aber dennoch unbestritten große Künstler?

Störrische gehen leer aus

Es ist „kulturlos“, nur jene zu fördern, von denen man erwarten kann, dass sie sich willig auf Namenslisten für Politiker im Wahlkampf setzen lassen. Man war nicht selten verblüfft über die Biegsamkeit mancher Kulturschaffender. Geld für Störrische gibt’s also nicht?

Noch eine Frage sei erlaubt: Ist es sinnvoll, Kultur möglichst gratis anzubieten? In

Wien läuft das „Kino unter Sternen“ am Karlsplatz aus, weil

die 100.000-Euro-Subvention nicht mehr ausreichte. Das ist einerseits ein bisschen traurig, andererseits ist nicht ganz einzusehen, warum die Stadt zahllose Sommerkinos mit Gratis-Eintritt fördert und damit die teils ohnehin mit Problemen kämpfenden Kinos konkurrenziert. Das Publikum könnte ja wenigstens einen geringen Preis zahlen, wie es bis 2009 (damals noch im Augarten) der Fall war. Müssen wir tatsächlich so oft wie möglich eine „Free lunch society“ sein, vor allem in Wien? Und wie hoch soll Kultur subventioniert sein? Die Wiener Oper ist auch touristisches Aushängeschild in der Welt. Die
Wiener Festwochen eher nicht. Sie haben heuer angeblich inklusive einer Ausstellung 34.000 Karten verkauft. Wir rechnen jetzt lieber nicht aus, was das an

Subvention
pro Besucher bei einer Subventionssumme von 12 Millionen Euro bedeutet. Exakte Zahlen werden ohnehin verschleiert

– und dann gibt es ja auch noch Querfinanzierungen, zum Beispiel für das Theater an der Wien, wo sich die Festwochen für einen aberwitzigen Beitrag (die Rede ist laut Insidern von einer Million Euro für einen Monat) einmieten mussten.

Unangepasste scheitern

Hut ab vor der neuen

Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, die Nägel mit Köpfen macht und glücklose Intendant(inn)en abgelöst hat.

Vielleicht schafft sie es auch, mehr Neues zuzulassen. In Wien scheitern ja (jugend)kulturelle Projekte oft daran, dass sich Bürokraten plötzlich einiger Gesetze entsinnen (die für Parteifreunde außer Kraft gesetzt sind). Und weil irgendwo eine Tür zwei Zentimeter zu niedrig oder ein Ansuchen zu spät eingetrudelt ist, gibt’s dann keine Genehmigung. Da könnt’ ja jeder kommen! Städte wie Berlin, Manchester, Danzig oder sogar Zürich scheinen da flexibler zu sein, lassen mehr Freiraum für Chaotisches, Unerwartetes. Auch dazu soll der Sommer ja da sein.