Innovationsausgaben: US-Digitalkonzerne ziehen dem Rest der Welt davon – weil sie sich’s leisten können.

Wohin mit den Milliarden? Die Marktmacht der US-amerikanischen Digitalkonzerne zeigt sich kaum wo so deutlich wie in den Ausgaben für Forschung & Entwicklung (F&E). Allein
Amazon stockte seine


Innovationsausgaben
im Vorjahr um 41 Prozent von umgerechnet 14,1 auf 20 Mrd. Euro auf. Damit ist Amazon der mit Abstand größte F&E-Investor der Welt, geht aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY hervor. Ermittelt wurden jene 500 börsenotierten Unternehmen mit den größten F&E-Budgets.

Auf den Rängen folgen mit der Google-Muttergesellschaft Alphabet (14,8 Mrd. Euro),

Samsung (13,1) und Intel (11,6) drei weitere IT-Riesen. Erst auf den fünften Platz findet sich mit Volkswagen ein klassisches Industrieunternehmen. Mit einem F&E-Budget von 11 Mrd. Euro ist VW zwar Europas Forschungskaiser, der Autobauer war vor zwei Jahren jedoch noch an der Weltspitze. Insgesamt stiegen die Forschungsausgaben der Top-500 im Vorjahr um sieben Prozent auf 533 Mrd. Euro.

„Ein rasanter technischer Fortschritt, immer kürzere Produktzyklen und sich rasch verändernde Verbraucherwünsche erhöhen den Druck auf die Unternehmen, ihre Innovationsbudgets aufzustocken“, interpretiert Gunther Reimoser, Managing Partner von EY


Österreich
, die Ergebnisse. Die weltweit gute Konjunktur habe zu steigenden Umsätzen und Gewinnen geführt, wovon auch die Forschung profitiere.

Alles oder nichts

Den starken Anstieg bei den US-Digitalkonzernen wertet


Reimoser
als deutliches Signal: „Viele Geschäftsmodelle der New Economy beruhen auf dem Prinzip ‚the winner takes it all‘. Die Marktführer wissen, dass sie im Kampf der Ökosysteme ein begrenztes Zeitfenster haben, um durch Investitionen ihre Marktposition zu festigen.“ Dafür hätten sie auch die entsprechenden Finanzmittel und seien bereit, diese auch auf Kosten der Marge einzusetzen. Eine solche Risikobereitschaft gebe es in anderen Branchen kaum.

Geld allein schafft zwar noch keine neuen, erfolgreichen Produkte, laut Reimoser fördern hohe Budgets aber eine entsprechende Unternehmenskultur, die Innovationen hoch einschätzt. Die höchsten F&E-Quoten – gemessen am Umsatz – weisen Pharmakonzerne mit 16 Prozent auf, gefolgt von der
IT-Branche mit acht Prozent. Die Autoindustrie etwa landet mit vier Prozent weit abgeschlagen. Für Industriebetriebe, die durch die Digitalisierung zunehmend auch branchenfremder Konkurrenz ausgesetzt sind, könnte dies zum Problem werden, glaubt Reimann.

Aus Österreich schaffte es übrigens nur die


voestalpine
ins F&E-Ranking. Mit einem Budget von 159 Mio. Euro landete der Stahlkonzern auf Rang 323.