Comic- und Manga-Workshops im Wiener Werkstätten- und Kulturhaus (WuK). KiKu-Lokalaugenschein. Fast fünf Dutzend Fotos.

Völlig vertieft, akribisch und konzentriert hält Nina (4) den jeweiligen


Buntstift
weit vorne nahe der Spitze und malt Strich für Strich, Kreis für Kreis ein Tier nach dem anderen. Das Geschehen rund um sie blendet sie aus. Sie, der Stift, das Papier und das Tier – Katze, Delfine, … Theresa, noch jünger, zeichnet eigene Figuren, „zu Hause hab ich ein Malbuch, da mal ich Bilder aus“.

An zwei Tischen zeichnen außerdem Anton, Lisa, zwei Markusse, Maximilian und Nikolaus Comicfiguren – eigene und manchmal lassen sie sich von den Anleitungen, Tipps und Tricks der beiden Workshopleiterinnen Vanessa und Sarah inspirieren. Deren Anregungen „verraten“ den oft verblüffend einfachen Weg von einem Kreis oder etwa einem windschiefen -drei-Eck zu einem Gesicht oder einer Figur.

Emotionen nicht Emoticons

Ein eigener Abschnitt des zweistündigen Workshops im Wiener Werkstätten- und


Kulturhaus
(WuK) ist den Gefühlen gewidmet. Wie wirkt ein gezeichnetes Gesicht fröhlich, verwirrt, böse, zornig, wütend… Einen der einfachsten Tricks, um starke Emotionen gleich auf den ersten Blick zu erkennen, benennt Nikolaus mit „Augenbrauen“. Und schon zeigt Sarah drei Grundkonstellationen solcher: Beide Augenbrauen kommen bei der Nasenwurzel zusammen und zeigen links und rechts außen stark nach oben – eher wütend. Umgekehrt, und schon wirkt das Gesicht viel freundlicher. Zeigen die beiden Augenbrauen in verschiedene Richtungen – eher leicht wirr, irritierend, vielleicht auch lustig.

Nikolaus freut sich über diese und andere „Tricks, die ich noch nicht gekannt habe“. Er zeichnet auch zu Hause gern Comics. Einem der Markusse haben es Bösewichte angetan und zeigt auf einen solchen, „der hat 12 Augen, vielleicht zeichne ich jetzt aber lieber einen Schleimzombie“. Sein Namenskollege „weiß jetzt, wie das alles funktioniert“ und zeigt ein Blatt mit einigen verschiedenen Figuren, darunter „mordsüchtige Monster“. Anton erzählt, während er die Comic-Zeichnungen zeigt, „ich mach zu Hause Bücher über den


Amazonas
mit Zeichnungen und Geschichten. Maximilian erzählt, dass er bei seinen Comics „zuerst die Figuren zeichne und mir dann eine Geschichte ausdenke“, oder sich von einem Buch oder einem Film für eine solche inspirieren lasse – „ein Superheld namens Captain Unterhose“ zum Beispiel nennt er beispielsweise.

Mangas

Im zweiten Raum der KinderKultur im Wiener WuK, dort wo üblicherweise Theaterstücke gezeigt werden, läuft gleichzeitig der Manga-Workshop. Auch hier vermitteln zwei Künstlerinnen Tipps und Tricks, wie aus Kreisen, 3- und 4-Ecken menschliche (Nicole) oder tierische (Eli) Wesen – diesmal natürlich im typischen Manga-Style – werden können.

Erst Geschichten spielen, dann zeichnen

Das Trio Samuel, Noah und Olivia kam schon als eingeschworene Gemeinschaft, die auch sonst viel – mitunter gemeinsam – zeichnet. Während die beiden Buben beim KiKu-Lokalaugenschein gerade zwei – ziemlich unterschiedliche – Katzen zu Papier bringen, frönt Olivia ihrer Leidenschaft, Drachen zu zeichnen: „Ich liebe Drachen, ich find sie einfach cool!“

Samuel gesteht „sonst täglich, vor allem in Schulstunden, zu zeichnen, fast immer Katzen oder Charaktere. Meist zeichnen er und Noah gemeinsam Geschichten, für die Olivia mitunter auch Ideen einbringt. „Wir spielen die Geschichten, stellen uns vor, dass wir die Charaktere sind, und später zeichnen wir sie dann“, erzählt Noah.
Ob sie sich dabei aufnehmen, um nichts zu vergessen, will der Kinder-KURIER wissen.
„Nein, an die guten Momente erinnern wir uns einfach!“, meint Samuel.

Ah-In, die am selben Tisch werkt, hat ein Mädchen in Manga-Style gezeichnet und freut sich überrascht: „Das ist das erste Werk, das mir gelungen ist.“

Japanisch-App

Fast zum ersten Mal ist es für Pepe, „dass ich mit der Hand zeichne. Das ist komplett schwierig. Normalerweise zeichne und male ich am Computer“ und er zückt sein SmartPhone, um einzelne von ihm geschaffene digitale Charaktere aber auch ganze Comic zu zeigen. „ich zeichne so 90 Prozent des Tages, ab dem Aufstehen“ – jetzt in den Ferien. Aber auch während der Schulzeit fast jede freie Minute.

Zum Manga-Zeichnen kam er, so erzählt er dem KiKu, nachdem er begonnen hatte, „Japanisch zu lernen. Vor einem Jahr kam ihm die Idee, „ich find die Sprache voll cool. Dann hab ich im Internet gesucht und eine App gefunden“ – die er sofort herzeigt – „und mit der lern ich jeden Tag ein bisschen. So kann ich dann Anime auch in der Originalsprache anschauen“.

Als Pepe das erzählt, meldet sich Sebastian, der ihm gegenüber sitzt. „ich lern das dritte Jahr Chinesisch. Ich hab mir deswegen das AKG als Schule ausgesucht, weil es dort dieses Freifach gibt und ich wollte einfach eine andere Sprache lernen. Lesen ist sehr, sehr schwierig, Sprechen ist leichter“.


Mangas
hat er auch schon vorher „manchmal gemacht, für die Schule zeichne ich aber gern auch realistische Sachen“, erzählt Sebastian.

Infos: Was? Wann? Wo?

Comic- und Manga-Workshops: Noch Mittwoch, 22. und Donnerstag, 23. August, jeweils 10 bis 12 bzw. 13 bis 15 Uhr
WuK: 1090, Währinger Straße 59

www.wuk.at/programm/2018/comic-zeichnen/

www.wuk.at/programm/2018/manga-zeichnen/

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