Mit einer Kampagne wollen die NÖ Spitäler gegen Gewalt sensibilisieren. 1.109 Übergriffe gab es in nur sechs Monaten.

 Es sind schreiende Plakate, die in wenigen Tagen in allen niederösterreichischen


Spitälern
platziert werden. „Stop – Keine Gewalt“ ist darauf in großen Lettern zu lesen. Das Ziel dieser Kampagne der Landeskliniken-Holding: Das Aggressionspotenzial in den Krankenhäusern, das zuletzt tendenziell gestiegen ist, zu drosseln. Verbunden mit dem Hinweis, dass „tätliche Angriffe, Drohungen und Beschimpfungen gegen das Personal, aber auch gegen Patientinnen und Patienten, ausnahmslos bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden.“

Dass die Aggressionen in den Spitälern mehr werden, beruht nicht nur auf der Gefühlslage des Personals. Im Oktober 2017 wurden in den 27 Landeskliniken Erhebungsbögen eingeführt, mit denen dokumentiert wird, wie häufig und in welcher Form Mitarbeiter Aggression und Gewalt erleben.

Dem KURIER liegt jetzt die Auswertung der ersten sechs Monate exklusiv vor. Demnach wurden von Oktober 2017 bis Mai 2018 insgesamt 1109


Übergriffe
dokumentiert. In den meisten Fällen sind diese Aggressionen von Patienten ausgegangen, aber auch Angehörige und Besucher tauchen in den Erhebungsbögen auf.

„Früher hat man dem wohl nicht so viel Beachtung geschenkt“, sagt


Bernhard Jany
von der Landeskliniken-Holding. Jetzt kann man nicht mehr darüber hinwegsehen. Wobei ähnliche Entwicklungen in anderen Bundesländern auch dazu beigetragen haben. Meist sind Pflegekräfte von dieser Gewalt betroffen. In dem untersuchten Zeitraum waren es 71 Prozent aller Fälle, bei denen diese Mitarbeiter Opfer wurden. Wobei die Gewalt von Handgreiflichkeiten über Bedrohungen bis hin zu Beschimpfungen reicht. „Offensichtlich trauen sich viele gegenüber Ärzten nicht so aggressiv aufzutreten“, erklärt Bernhard Jany. Nur ein Prozent der Fälle waren „sexistische Aggressionen“.

Bei den Betroffenen bleiben diese Vorkommnisse nicht ohne Wirkung. 55 Prozent haben angegeben, dass danach ein Bedrohungsgefühl bleibt, elf Prozent sprachen sogar von Angst und Schock als Folgeerscheinung. In neun Prozent der Fälle mussten sichtbare physische Verletzungen behandelt werden.

Deswegen startet die Holding nun die Plakataktion. Man wolle damit eine Sensibilisierung gegenüber Gewalt erreichen.

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