Viele Fußballer haben im Lauf der Karriere für beide Großklubs gespielt. Rapid-Coach Djuricin spricht über die Zeit in Violett

Goran Djuricin überlegt und zögert. Die „Gogo raus“-Rufe haben den Rapid-Trainer vor dem 327. Wiener Derby gegen die

Austria (17 Uhr) vorsichtiger werden lassen.

Die KURIER-Anfrage: Trainer und Spieler, die für beide Vereine im Einsatz waren, sollen über ihre Erfahrungen in Grün und


Violett
erzählen. Weil es an sich nicht ungewöhnlich ist, dass die größten Talente mit der Zeit mit beiden großen Wiener Vereinen in Kontakt kommen. Rivalität hin oder her, zahlreich sind die Beispiele, dass bekannte Kicker sowohl für Rapid als auch die Austria spielten – und dennoch über den Dingen stehen können.

Peter Stöger gilt nach wie vor als Ikone der Violetten, erlebte aber die erfolgreichste Saison der Karriere in


Hütteldorf
mit dem Meistertitel und dem Europacupfinale 1996.

Oder Josef Hickersberger, der bei

Rapid und Austria sowohl als Spieler wie auch als Trainer angestellt war, mit beiden Vereinen Erfolge feierte und bei beiden Fanszenen weiterhin beliebt ist.

APA/HERBERT NEUBAUER

Auch der zweite Meistertrainer der Rapidler in diesem Jahrtausend, Peter Pacult, stürmte in Hütteldorf und später in Favoriten.

Rudi Flögel, Legende in Grün-Weiß, steckte einst seinen talentierten Sohn Thomas in die Nachwuchs-Schmiede der Veilchen, ehe er später selbst violetten Talenten das Kicken beibrachte.

Djuricin in Violett

13 Pflichtspiele für die Austria, kein einziges von Beginn, ein Tor – so lautet die bescheidene Bilanz von Goran Djuricin im violetten Dress. Trotzdem ein wesentlicher Grund für manche, den Cheftrainer auch nach dem Einzug in die Europa League abzulehnen. „Viola Sau“ war in (un)sozialen Medien über „Gogo“ zu lesen. Was kaum einer weiß: Der Stürmer war ursprünglich Rapidler. „Bis zu meinem Rauswurf“, sagt Djuricin, der seine Geschichte schließlich dem KURIER erzählt.

Weil es auch nichts zu verheimlichen gibt.

Stürmisch, aber verletzt

„Mit elf wurde ich von Post zu Rapid geholt. Ich hatte fünf schöne Jahre in Hütteldorf, hab’ zwei echte Freunde gefunden und sehe Rapid heute als meine erste Liebe.“

Als auch die Mädchen interessanter wurden, war Schluss mit lustig für den technisch beschlagenen Stürmer. „Ich war damals nicht der Bravste und musste zurück zu Post.“ Als 16-Jähriger spielte er in der Kampfmannschaft. „Ich wollte nochmals zu Rapid, aber sie wollten mich nicht mehr.“ Eines Tages fragte Branko Elsner für die Austria an. „Das war meine letzte Chance auf eine Profi-Karriere.“ Die aber nie in Schwung kam. „Ich hatte eine schwere Sehnenverletzung an der Fußsohle, die aber nicht erkannt wurde.“

Nach 40 Spritzen ohne Wirkung erkannte Bayern-Arzt Müller-Wohlfahrt den Grund für die Schmerzen. Kaum genesen, versuchte sich der Donaustädter vor den Augen von Profi-Trainer Hrubesch für Prater SV (damals Austrias Zweier-Team) in Szene zu setzen. Geworden ist es ein Kreuzbandriss, die Austria-Karriere war 1997 auch schon zu Ende.

„Damals hab’ ich mir um das Rundherum nicht viele Gedanken gemacht“, erinnert sich der 43-Jährige. „Heute stehe ich in der Verantwortung und spüre sie auch: Bei Rapid ist alles größer als bei der Austria, auch die Emotionen sind größer.“

DIENER / Philipp Schalber/DIENER / Philipp Schalber

Zu den Anfeindungen meint er: „Der Hauptgrund sind für mich die zehn Jahre ohne Titel. Die verständliche Sehnsucht und der daraus entstehende Frust liegen jetzt auf meinen Schultern.“

Starys Vergangenheit

Auch Austrias Co-Trainer Roman


Stary
begann beim Traditionsklub Post SV. Dabei spielte er gegen die Altersgenossen von Rapid unter dem damaligen Nachwuchs-Trainer Hans Krankl. Der legendäre grüne Nachwuchsleiter Adi Köstenberger holte das Talent zur U 12. Bei den Profis gab es drei Einsätze: „Im Cup hab’ ich im Viertelfinale gegen die Vienna in der Verlängerung ein Tor erzielt.“

Rapid, sagt Stary, hatte schon damals genauso wie die Austria eine spezielle Faszination. „Beide Klubs haben Flair, es ist wichtig für
Wien, dass es sie beide gibt.“ Stary wechselte zum GAK und in Folge zur Vienna, wo er in der 2. Division mit 21 Treffern Schützenkönig wurde und sich für die Austria empfahl.

Doch bei den Veilchen raubte ihm ein Kreuzbandriss die Chancen auf einen Stammplatz. „Das war schade, weil ich mich von Anfang an bei der Austria wohl gefühlt habe.“ Immerhin spielte er sein einziges Derby. „Ich kann mich noch erinnern, dass sich Wolfi Knaller den Finger luxierte, nicht mehr an das Ergebnis.“ Die Austria verlor 0:3, bei der Gala eines gewissen Dejan Savicevic.

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Jahre später kehrte der mittlerweile 44-Jährige an den Verteilerkreis in die Akademie als Trainer zurück. „Die Nachwuchsarbeit der Austria ist sehr gut, nicht zuletzt dank Ralf Muhr. “ Vergleiche zu Rapid kann Stary nicht ziehen, „weil mir der Einblick fehlt“. Der Kontakt mit Grün ist weniger geworden. „Hin und wieder spreche ich mit Patrick Jovanovic oder Thomas Hickersberger.“

Vier Farbwechsler

Im Austria-Kader gibt es zwei Spieler, die für Rapid im Nachwuchs spielten: Der Sechser Vesel Demaku und Christian Schoissengeyr, der auch 56-mal für Rapid II verteidigt hat. Umgekehrt zauberte Christoph Knasmüllner sechs Jahre im Austria-Nachwuchs. „Ich bin in der Nähe des Vereins aufgewachsen, das war der Grund. Für mich zählt aber nur, dass ich jetzt beim größten Verein mit den meisten Fans bin“, sagt der Rapid-Spielmacher vor seinem ersten Derby.

Nur Thomas Murg erlebte das Derby in beiden Farben. „Bei der Austria hab’ ich aber nur an die Champions League positive Erinnerungen. Jetzt bin ich beim richtigen Verein für mich.“

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Bereits drei Mal traf der 23-Jährige gegen seinen Ex-Klub. Der Grund für die Extra-Motivation: „Ich hab’ damals zu wenige Chancen bekommen. Der Umgang war für mich nicht fair.“