Der Drummer von Pink Floyd spielte in Wien ausschließlich Songs aus dem Frühwerk seiner legendären Band.

Zum „Geist der frühen Pink Floyd“ will Dummer

Nick Mason
mit seiner neuen Band Saucerful Of Secrets zurückkehren, wie er kürzlich im KURIER-Interview erzählte. „Damit meine ich einen gewissen Amateurismus, der mit großer Spontaneität und viel Improvisation verbunden war“, sagte er. „Damals ging es uns nur um den Enthusiasmus und nicht wie später um die musikalische und technische Expertise.“

Dass sie spontan sein können, zeigten die Musiker (unter anderen Gary Kemp von Spandau Ballet an der Gitarre und der langjährige Pink-Floyd-Mitstreiter Guy Pratt am Bass) beim Konzert Mittwoch in der Wiener Stadthalle F gleich zu Beginn. Schon nach wenigen Takten legten sie eine improvisierte Passage ein. Mit dem Enthusiasmus haperte es aber anfangs ein wenig. Der übertrug sich zunächst nicht auf das Publikum. Den „Geist der frühen

Pink Floyd
“ aufleben zu lassen, bedeutet nämlich auch, dass Saucerful Of Secrets nur Songs aus den Alben „A Saucerful Of Secrets“, „The Piper At The Gates Of Dawn“ und „Atom Heart Mother“ spielen – also nichts von den ikonischen Rock-Klassikern, die in der Periode nach „The Dark Side Of The Moon“ entstanden sind. Dadurch kommen dann auch Songs wie „Vegetable Man“ zum Zug, der laut Mason „immer noch unfertig ist“ und zuvor nie live gespielt wurde. Aber er kommt in Klasse und Qualität halt auch nicht an andere Floyd-Kompositionen heran.

Highlight in dieser ersten Phase der Stadthallen-Show sind „Arnold Layne“ und „Astronomy Domine“. Sie machen klar, was den Pink Floyd Sound damals in den späten 60er-Jahren ausmachte: Während schon zu erahnen war, wo die Reise hin gehen wird, waren diese Songs aber auch viel verspielter, kindlicher und im Sound mehr auf unbekümmert losschrammende Gitarren fokussiert, als auf ein ausgewogenes klangliches Gesamtbild. Und die Songs waren im emotionalen Gewicht und in der Aussage weniger ernst, weniger dringlich und somit auch weniger tiefgehend. 

Zwischendrin steht Mason in der Stadthalle immer wieder hinter seinen Drums auf, um sich ans Publikum zu wenden. Er erzählt humorvoll, dass Floyd-Bassist Roger Waters für ihn ein großartiger Freund und ein großartiger Songwriter ist,  der aber nicht so gerne teilt – speziell nicht die Aufgabe, den Gong zu schlagen. Das darf Mason erst jetzt mit Saucerful Of Secrets – nach 52 Jahren! Der 74-Jährige Brite erinnert auch an Syd Barrett, den genialen Pink-Floyd-Gründer, der diese Songs geschrieben hat, danach aber einen psychischen Zusammenbruch hatte und ausstieg. Barrett war damals auch der Sänger. Hier in der Stadthalle teilen sich Guy Pratt und

Gary Kemp
die Arbeit am Mikrofon. Letzterer ist zwar als Sänger nicht schlecht, deutlich besser macht das aber der Bassist. Illustriert ist das Konzert mit psychedelischen Projektionen von grellbunten, blubbernden Farbklecksen – ähnlich wie man es aus den Videos von Pink Floyd von anno dazumal kennt.

Langsam kommt dann doch Stimmung auf. „Set The Controls For The Heart Of The Sun“ geht unter die Haut, „See Emily Play“ ist ohnehin ein Klassiker aus dieser Zeit und „One Of These Days“ ist regelrecht triumphal. Genau wie die Zugabe mit dem namensgebenden Song „A Saucerful Of Secrets“, die das Konzert zu einem würdigen Abschluss bringt.