Kein Alkohol, keine Gewalt, keine Hausschlüssel und frisch vom Entzug. 37 Männer wollen gemeinsam nüchtern bleiben.

Das ist mein edles Reich”, sagt Wolfgang und öffnet die Türe zu dem kleinen Raum. Ein Bett, ein Kasten, ein Tisch mit Sessel. Er lacht selbst am lautesten über seinen eigenen Witz, den nur er machen darf. Durch das Fenster blickt er in einen grünen Innenhof. “Schön ruhig ist es hier. Das ist gut, weil dann kann ich besser nachdenken”, sagt der 57-Jährige und kratzt sich am Hinterkopf. Er ist hier und das ist gut so. Denn wer weiß, “vielleicht wäre ich sonst nicht mehr am Leben”, sagt Wolfgang.

Aber er ist noch da, trägt heute eine schwarze Mütze und ein blaues Jeanshemd. Wolfgang ist einer von 37 Männern, die hier in der Gfrornergasse 6 in
Wien-Mariahilf
wohnen. Sie alle waren kürzlich noch obdachlos oder wohnungslos. Sie alle sind schwere Trinker oder Alkoholiker und kommen direkt aus dem Entzug hierher. 25 Bier am Tag oder zweieinhalb Liter Wein, das war normal. Diese 37 Männer wollen wieder neu anfangen. Ohne Alkohol. Sie wollen dem Leben eine zweite Chance geben und wieder nach vorne in eine positive Zukunft blicken. Nüchtern. Sie wollen wieder eine eigene Wohnung und einen Job finden. Das “Vinzenzhaus der Caritas” in der Gfrornergasse 6 in Wien-Mariahilf ist ihre letzte Hoffnung.

Rund 370.000 Menschen gelten laut Gesundheitsministerium (BMGF) hierzulande als alkoholkrank. In Summe konsumieren 14 Prozent der Österreicher, das sind über eine Million Menschen,
Alkohol
in einem problematischen Ausmaß. Anders als es häufig scheint, sind es nicht die Jüngeren, die sich vermehrt einem Alkoholrisiko aussetzen, sondern eher die 50- bis 60-Jährigen. Bei den Vinzenzhausbewohnern kommt noch erschwerend hinzu, dass sie kein eigenes Dach mehr über dem Kopf hatten.

Hier im Haus herrscht absolutes Alkohol- und Drogenverbot. Die Männer, die hier zum Übergang in ein neues Leben wohnen, wissen, dass es nur so funktionieren kann. Komplette Abstinenz. Kontrollen durch Alkomaten, kein Kommen und Gehen, wie man möchte. Um 22 Uhr müssen sie im Zimmer sein, die Türe ist dann erst wieder in der Früh offen. Schlüssel gibt es für die Bewohner keine.

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