Das Tal der Tränen ist Vergangenheit. Dies kündigte sich bereits bei der Europawahl an, bei der Grünen-Chef Werner Kogler vom „größten Comeback seit Lazarus“ gesprochen hat. Doch am Sonntag ist die politische Wiedergeburt eindrucksvoll bestätigt worden. Vor zwei Jahren aus dem Parlament geflogen und jetzt die Rückkehr mit einem Stimmenanteil von 14 Prozent – doch damit nicht genug: Die Grünen sind nicht nur zurück im Nationalrat, sondern seit gestern ein möglicher Koalitionspartner der ÖVP von Sebastian Kurz.
Das grüne Comeback ist Ausdruck einer volatilen Wählerschaft. Sie zeigt, wie schnell sich in der Politik alles drehen kann. 2017 hatten die Grünen ein desaströses Bild abgeliefert. Ein unerwarteter Rücktritt ihrer Parteichefin Eva Glawischnig, eine Quasi-Parteispaltung durch Peter Pilz, ein von allen Meinungsforschern ausgerufener Dreikampf um den ersten Platz, bei dem eine Kleinpartei kaum Gehör findet – und, auch das ist wichtig, mit der Flüchtlingskrise ein zentrales Thema, welches die klassischen Grün-Themen in den Schatten stellte. Dieses Mal war alles anders:
Kogler stellte die Partei neu auf und öffnete sie für Quereinsteiger, Pilz erlebte nach der Abspaltung einen Sinkflug, der gestern mit einem harten Aufprall endete – und die Grünen hatten mit der Klimaproblematik das Momentum auf ihrer Seite. Ob die Grünen Juniorpartner der ÖVP werden, hängt von ihrem Verhandlungsgeschick ab, und davon, wie weit Kurz bereit ist, seinen bisherigen Kurs zu ändern. Eine Mitte-Rechts-Politik wird es mit den Grünen nicht geben.